Lieber Blog-Freund,
ich höre, du hattest Sehnsucht nach mir. Ich habe den gestrigen Tag überstanden.
Ich stelle mir eine Geburt nicht so anstrengend vor. Es ist meines Erachtens alles dran geblieben, auch bei der Rasur der Leistenbeugen, obwohl die Schwester...(Namen will ich jetzt hier nicht nennen)meinte, na, dann wollen wir mal, und ihr Messerchen zückte.

Dank des tollen Abendbrotes - am Vortag - bin ich auch nicht vom Op-tisch gefallen. Nachdem meine Leiste vereist und betäubt und mit einem Schnitt versehen wurde, damit ein "Ständ" für den Katheder eingeführt werden konnte, gemerkt habe ich sozusagen nichts mehr, ich konnte aber dann und wann auf dem Monitor mitsehen, was denn so mit meinem Gefäßsystem passiert.

Die Oberärztin, die sich immer sehr dicht an meinem Geschmeide delektierte, meinte, nun sehen sie doch mal, wunderschöne Darstellung, ich kann das auch noch besser darstellen, schoß Kontrastmittel in eins der Gefäße, mir wurde genau an dieser Stelle wahnsinnig heiß und man konnte eins meiner Gefäße wieder wunderbar darstellen... nun haben wirs geschafft, meinte  Frau Doktor, der nächste wartet schon an der Türe, aber der Patient blutet noch, sein Material ist nicht optimal, es ist eingerissen. „Wie alt sind Sie?“ „Naja“, sage ich, im voll Besitz meiner geistigen Kräfte: „55.“
„Achso, dann zählen Sie ja auch schon runter!“ Ich bekam eine Schraubzwinge auf meine perforierte Leiste, was mir auch augenblicklich mein wunderschönes Hühnerschenkelchen absterben ließ. Die Schwester hielt mir zwar das Händchen, damit ich nicht verblute, musste sie öfters mal DAHIN gucken, aber ihr Ausruf: „Da läuft nischt mehr, Frau Oberarzt!“ ließ mich doch einigermaßen beruhigt die Sachlage auf der Op-Pritsche betrachten. Die Schraubzwinge wurde abgeklemmt und ein Druckverband mit Klettverschluß wurde um meine zierliche Taille geschoben. Ich bekam erstmal keine Luft mehr und lag auch mehr wie mein kleines Häkchen auf der Pritsche, denn es kam jetzt der schwierigste Teil, ein schönes kuschliges Krankenhausbett wurde heran geschoben und ich musste mich Zentimeterweise rüberhangeln.
„Sie kommen jetzt in den Aufwachraum“. Man stellte mir 4 Liter Wasser hin. „Das Wasser müssen sie jetzt trinken, damit das Kontrastmittel ausgespült wird, denn es ist Jod und in dieser Menge nicht ganz kompatibel für Ihren Körper“, meinte die Aufwachfrau. „ Sie müssen schön die Ente an Ihren Piephahn halten. Das muß alles raus!“ Nach 4 Stunden Aufwachen kam die Schwester mit einem Kurzbefund:
„...aber man hat feststellen müssen, eine Dura-fistel, die dieses permanente Pulsieren im Kopfe verursacht.“ Mehr weiß ich noch nicht, wie du mich beim nächsten Mal, lieber Blog-Leser, ob mit Kopf unterm Arm oder ... antreffen wirst, das wird sich also leise demnächst entscheiden.

Der Blog-Patient